Während Paul Havermanns dreijährigem Aufenthalt in Mailand entstand erstmals eine Serie gezeichneter und gemalter Zimmer….. das Thema Zimmer als äußere Welten des inneren subjektiven Erlebens…. Die Farbe spielt in Havermanns gemalten Räumen eine Hauptrolle. Seine Fähigkeit, Farbe als Stimmungsträger von fast physischer Intensität einzusetzen, dokumentieren nicht nur seine vom Impressionismus beeinflussten Garten- und Strandszenen aus früheren Schaffensphasen, sondern auch seine gemalten Zimmer. Die Farben haben suggestive Kraft. Sie entfalten die ihnen jeweils eigene psychologische Wirkung und vermögen Atmosphäre und Stimmungen eindringlich spürbar zu machen…..
Dr. Karin Friedlmaier aus: „Das gemalte Zimmer“, 1995In einer Reihe neuerer Arbeiten löst Havermann dieses Problem der Korrespondenz zwischen Malerei und Architektur dadurch, dass er die Leinwände gleichsam in Objekte verwandelt. Tiefe Rahmen lassen das Bild erhaben aus der Wand heraustreten. Am Boden übereinander gesetzt entstehen aus mehrteiligen Malzyklen wandelbare Farbplastiken. Immer öfter entstehen in jüngster Zeit auch Konvolute aus verschiedenen großen, aber trotz allem korrespondierenden Bildträgern. Damit lassen sich gebaute Räume malerisch vereinnahmen. Über verschiedene Wände verteilt treten die farbigen Leinwände in Dialog. Es sind sinnliche Akzente in einer rational geordneten Bauhülle. Irritierend subversive Eye-Catcher, die den Raum durch ihre bloße Präsenz vereinnahmen…
Christoph Wiedemann, „Sinnliches Wissen“, 1999